Die Dr. Johannes-Faust-Schule ist eine Verbundschule, die in Baden-Württemberg eher selten anzutreffen ist. Die Organisationsform „Verbundschule“ verwaltet drei Schularten, nämlich Grundschule, Hauptschule und Realschule.Schon vor 1500 gab es in Knittlingen eine Lateinschule, die 400 Jahre lang bestehen blieb. Sie wurde von solchen berühmten Männern wie z.B. Dr. Johannes Faust, Abt Entenfuß, Prof. Dr. Stefan Gerlach und Justinus Kerner besucht. Ihr Name, ihr Aufbau und ihre Organisation wurden immer wieder verändert. 1937 erhielt sie den Namen „Oberschule“. Ihr Lehrgang dehnte sich auf 4 Jahre aus und der Lehrplan der Klassen 1 und 4 wurde einer voll ausgebauten Oberschule gleichgestellt. Die aus der 4. Klasse entlassenen Schüler konnten ohne Aufnahmeprüfung und Probezeit in die 5. Klasse der Oberschule in Bretten aufgenommen werden. Diese Tradition setzte sich bis in die 50er Jahre in einer 4-jährigen Oberrealschule fort. 1961 wurde mit dem Aufbau einer Realschule begonnen. Durch die Initiative vom damaligen Rektor Karl Weisert wurde der Mittelschulkurs ins Leben gerufen. Im Herbst 1966 wurde zum ersten Mal die Prüfung der Mittleren Reife durchgeführt – alle 16 Prüflinge, 11 Jungen und 5 Mädchen, bestanden die Prüfung.
Der heutige „Altbau“, in dem die unteren Klassen der Grundschule untergebracht sind, wurde kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges eingeweiht.
Da die Schülerzahlen immer weiter zunahmen, wurde ein Anbau notwendig, der 1970 fertiggestellt wurde.
Dieser Anbau wurde 1999/2000 saniert.
Am 6. November 1998 wurde der auf absehbare Zeit letzte Anbau der Schule eingeweiht.
Hier wurde im Jahr 2005 ein zweiter EDV-Raum in Betrieb genommen.
Heute werden an der Johannes-Faust-Schule ungefähr 202 Grundschüler und 480 Realschüler im Alter zwischen 6 und 17 Jahren von ca. 60 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.
Die Johannes-Faust-Schule wird von Schülerinnen und Schülern aus folgenden Ortschaften besucht: Knittlingen, Maulbronn, Hohenklingen, Freudenstein, Ölbronn-Dürrn, Schmie, Kleinvillars, Zaisersweiher und Diefenbach.
202GS 480RS und Verbundschule GS und RS, RS mit bilingualem Zug
Dr. Johannes Faust
Die Faustforschung kann mit zahlreichen Beweisen aufwarten, dass der legenden-umwobene Magister tatsächlich ein Sohn der Stadt Knittlingen ist.
Mit 95 prozentiger Sicherheit wurde der historische Faust um 1480 hier geboren. Sollte es jemals klare Beweise gegeben haben, fielen sie den Flammen zum Opfer. Das Städtchen wurde im 17. Jahrhundert zweimal zerstört.
Der Reformator Philipp Melanchthon aus dem nahen Bretten erwähnte einst einen Knittlinger Faust. Ein weiterer Beweis für Fausts Knittlinger Herkunft ist ein merkwürdiger sechseckiger Schrank und ein Pergament mit Formeln gegen den Teufel. Beides wurde in dem Haus gefunden, das auf den Grundmauern von Fausts ehemaligem Geburtshaus neben der evangelischen Kirche aufgebaut wurde.
Faust soll der Überlieferung nach der uneheliche Sohn des reichen Bauern Gerlach sein, bei dem seine Mutter in Dienst war. Um diese Zeit nämlich lässt sich der Name Faust tatsächlich mehrmals in Knittlingen nachweisen. Gerlach habe den aufgeweckten Jungen studieren lassen, nachdem er seine große Begabung erkannt habe, sagt die Überlieferung.
Die Person des Magiers Johannes Faust (1480-1539)
Um 1505 lässt sich Faust als Student der Heidelberger Universität nachweisen. In Krakau soll er Magie, in Erfurt, Ingolstadt und Wittenberg Astrologie, Alchimie und Medizin studiert haben.
Nach dem Studium schloss sich ein unruhiges, abenteuerliches Leben an. Faust taucht unter anderem in Wittenberg, Erfurt, Leipzig, Basel und Kreuznach auf. Überall wirkt er als großer Magier, Alchimist und Heilkundiger. Nach möglichen Aufenthalten in Paris und am Hofe des Kurfürsten von Brandenburg erscheint er 1516 in Maulbronn bei Abt Entenfuß, der vielleicht ein Schulfreund von Faust war. Das Kloster war hoch verschuldet, und der Abt hoffte mit Hilfe von Fausts Zauberkünsten zu Gold zu kommen, um die drückenden Schulden zahlen zu können. An seinen Aufenthalt erinnert der Faustturm im Klostergarten. Johannes Faust war zweifellos ein genial begabter Mensch, voll Wissensdurst in einer Zeit des Umbruchs. Er war berühmt, vom einfachen Volk verehrt und ein Freund großer Männer. Andererseits hatte er auch den Ruf eines Schwindlers. Der gelehrte Mönch Trithemius zum Beispiel war Faust besonders feindlich gesonnen. Ungewöhnlich wie er gelebt hat, soll er beim Versuch für den Freiherrn von Staufen bei Freiburg Gold herzustellen, durch eine Explosion zwischen 1536 und 1539 ums Leben gekommen sein. Gerade sein spektakulärer Tod ließ ihn populär und als literarisches Motiv interessant werden. Damit war für das einfache Volk klar, dass er vorher mit dem Teufel im Bunde gewesen war. An der Wand des Gasthofes LÖWEN in Staufen lautet die Inschrift „Anno 1539 ist im Leuen zu Staufen Doctor Faustus so ein wunderbarlicher Nigromanta gewesen, elendiglich gestorben und es geht die Sage der obersten Teufel einer, der Mehilophiles, den er in seinen Lebzeiten nur seinen Schwager genannt, habe ihn, nachdem der Pact von 24 Jahren abgelaufen, das Genick gebrochen und seine arme Seele der ewigen Verdammnis überantwortet.“ An eine chemische Reaktion durch Experimentieren dachte damals keiner. So wurde mit dem überraschenden Ende ein Mythos geboren. Schon 1587 erscheint eine erste Faustsage als Volksbuch unter dem Titel „Historia von D. Fausten / dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler.“ Dem größten Magier jener Zeit wurden Hexen- und Zaubergeschichten zugeschrieben. Der englische Dramatiker Christopher Marlowe ( 1564 – 1593 ) beschäftigte sich mit Faust in dem Drama Dr. Faustus, das 1588 oder 1592 uraufgeführt wurde. Sicher war Fausts Schicksal auch das Thema der Bänkelsänger auf den Jahrmärkten. Allein Goethe beschäftigte sich bald 60 Jahre mit dem Thema Faust und machte den Knittlinger in aller Welt bekannt. Bis heute musste Johannes Faust für zahlreiche Werke der Literatur und Musik herhalten. Sämtliche Kunstrichtungen haben sich mit ihm beschäftigt.
Im Knittlinger Faustmuseum, von Archivar Dr. Mahal ab 1980 aufgebaut, haben über 2500 Exponate zum Thema Faust einen würdigen Platz gefunden. Und die Johannes-Faust-Schule ist stolz auf ihren Namenspatron.